Kiel ab? - Nein danke!

Wenn bei einem Ammoniten mit Hohlkiel die Externseite beschädigt ist, hat man drei Möglichkeiten: Man kann die hässliche Scharte lassen, man kann den gesamten Hohlkiel wegpräparieren oder aber die Schadstelle ergänzen. Bei dem abgebildeten Ammoniten aus der Formengruppe um Bredyia sieboldi aus dem Dogger Beta von der Tongrube Geisingen habe ich mich gemäß des etwas abgewandelten Mottos der Baumschützer "Kiel ab? - Nein danke!" für die dritte Variante entschieden.

Viele Juraammoniten haben auf der Externseite einen Kiel. Dabei gibt es zwei Varianten, wobei bei ein und der selben Gattung im Laufe des Wachstums auch beide vorkommen können: Beim Vollkiel geht die Externseite direkt in diesen über, während beim Hohlkiel ein trennender Boden ausgebildet ist. Analog dazu ist beim Vollkiel der Sipho in diesem integriert, während er beim Hohlkiel unterhalb des Trennbodens liegt. Wird ein Hohlkiel egal aus welchen Gründen auch immer beschädigt, kann man ihn komplett entfernen, ohne das das Gehäuse beschädigt aussieht. Typische Hohlkiele werden vor allem im Bereich der inneren und mittleren Umgänge sowie bei kleinwüchsigen Ammoniten ausgebildet. Wohnkammern großwüchsiger Exemplare bilden häufig nur noch einen Vollkiel in Form einer zugeschärften Externseite aus oder verlieren den Kiel vollständig.
Bei der rund 8 Zentimeter großen Bredyia aus Geisingen (Ex-Kollektion Dr. Martin Görlich) ist ein Stück des Hohlkiels herausgebrochen. Darunter kann man die gerundete Externseite erkennen. Weil der Ammonit ausgesprochen gut erhalten ist, habe ich beschlossen, das fehlende Stück zu ergänzen.

Abbildung 1 zeigt den Ammoniten mit der Scharte im Bereich des Hohlkieles.

Bredyiaputt.jpg


Abbildung 2 zeigt das gleiche Stück während des Ergänzungsvorgangs: Die fehlende Stelle habe ich mit einem Ponal-Steinbrei zunächst aufgefüllt.


Bredyiaponal.jpg

Abbildung 3: Anschließend habe ich den Kiel nachgeschnitzt und mit Wasserfarben angepasst. Außerdem nutzte ich die Gelegenheit, die Steinoberfläche mit dem Stichel zu glätten, so dass sich der Kiel besser abhebt. Zum Schluss wurde der Ammonit mit einer Mischung aus Mowilith und Aceton eingelassen. Das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach sehen lassen.


Bredyia.jpg


Foto und Sammlung: Victor Schlampp; für steinkern.de; alle Rechte liegen beim Autor