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Die “Kulturgutschutz-Novelle” – Behinderung für die wissenschaftliche Paläontologie und paläontologische Sammlungen?

Die Paläontologen Mike Reich (München), Alexander Gehler (Göttingen), Michael Krings (München), Cornelia Kurz (Kassel), Alexander Nützel (München), Gertrud Rößner (München), Oliver Rauhut (München), Tanja R. Stegemann (Göttingen) und Gert Wörheide (München) äußern sich in einem gerade veröffentlichten Vorabdruck der Geowissenschaftlichen Mitteilungen (Nr. 62, Dezember 2015) zu den erwartbar negativen Folgen eines unveränderten Inkrafttretens des Entwurfs des Kulturgutschutzgesetzes vom 14.09.2015.

 

Der Artikel steht hier zum Durchlesen bzw. Herunterladen bereit:

Die “Kulturgutschutz-Novelle” – Behinderung für die wissenschaftliche Paläontologie und paläontologische Sammlungen?

 

Damit gesellen sich zur Kritik der Sammler und zum Aufruf der Sammler nochmals weitere Kritikpunkte vonseiten der professionellen Paläontologie. Die Schnittmenge bei der Kritik von Wissenschaftlern und Sammlern ist unverkennbar groß.

 

Das Ministerium für Kultur und Medien sollte die einhellige Kritik dringend berücksichtigen, um die "paläontologische Forschungs-, Sammlungs- und Öffentlichkeitsarbeit zukünftig nicht einzuschränken bzw. die bisher geleistete Arbeit nicht zunichte zu machen." (REICH et al. 2015, in o.g. Veröffentlichung).

Dies Wunsch gilt in gleicher Weise für die Sammel- und Forschungstätigkeit privater Sammler.

 

Aus Sicht der Steinkern.de Redaktion ist es unerlässlich die Naturwissenschaftler und Sammler naturwissenschaftlicher Objekte noch bevor der Entwurf ins Parlament gelangt, ausführlich einzubeziehen und damit das Versäumnis der bisher vollkommen unzureichenden Einbeziehung wieder wettzumachen.

 

Für die Petition "Für den Erhalt des privaten Sammelns" sind in den letzten Tagen tausende Unterschriften - insbesondere von Geowissenschaftlern, Mineralien- und Fossiliensammlern - eingegangen und zahlreiche lesenswerte Kommentare verfasst worden. Die Kommentare können hier nachgelesen werden. All dies zeigt, dass das Ministerium für Kultur und Medien sich auf einem Irrweg befindet.

 

Beispiele von Kommentaren auf Openpetition.de:

 

Prof. Dr. Robert Speijer: "Overlegislation for the wrong reasons will create mostly adverse effects, including excessive bureaucracy. This will be inhibiting scientific progress, which, in geosciences, more and more depends on collectors and citizen scientists."

 

Rolf Gegg: "Das Sammeln von Fossilien leistet einen wesentlichen Beitrag zur Klärung der Fragen: Woher kommen wir, wer sind wir und wohin gehen wir. Dies sind grundlegende Fragen der Menschheit. Jede kleine gesicherte Erkenntnis, die diese Fragen beantwortet, beschützt unsere nachwachsenden Generationen vor ideologischen Verführungen. Ein Fossil, welches durch die Naturkräfte oder die Abbautechnik der Rohstoffgewinnung zerstört wird, ist für immer verloren. Ein Fossil, das von einem Sammler gefunden, aus dem Gestein herausgearbeitet, bestimmt, katalogisiert und aufbewahrt wird, ist gerettet. Archäologische Funde und Fossilien sind nicht dasselbe."

 

Dr. Eckbert Seibertz: "I am paleontologist and stratigraphicallly working. Private collectors are my best helpers!"

 

Ingo Kasperek: "Als privater Sammler halte ich es für eine unzumutbare Bevormundung, die private Sammlertätigkeit auf diese Art und Weise zu beschneiden. Es wäre wieder ein großer Verlust von Lebensqualität in unserem Land."

 

Prof. Dr. Eberhard Frey: Dieses Gesetz ist eine Entmündigung sammelnder Bürgerinnen und Bürger und gefährdet die Sicherung von Kulturgut in privater Hand, sowie die Zusammenarbeit zwischen Privatsammlern und öffentlichen Einrichtungen. Paläontologische und geologische Objekte pauschal als Kuturgüter zu deklarieren, widerspricht dem Konzept der Provenienz: Als diese Dinge entstanden sind, gab es keine Staaten. Daran ändert auch der Auffindezeitpunkt nichts. Die gute Zusammenarbeit zwischen Privatsammlern und öffentlichen Einrichtungen hat gerade in Deutschland eine 400-jährige Tradition. Diese Tradtion ist durch eine restriktive Gesetztgebung nun gefährdet. Es wird sich, wie in allen Ländern mit restriktiven Gesetzen, ein Schwarzmarkt bilden, auf dem potentielle Kultugüter - und das können Fossilien auch heute schon werden - in undurchsichtigen Kanälen verschwinden. Die Museen werden die Dummen sein und die ehrlichen Privatsammler die Betrogenen.[...]

 

Immer mehr Bürger erkennen, dass das Kulturgutschutzgesetz in seiner bisherigen Form untragbar ist

Die Petition "Für den Erhalt des privaten Sammelns" wurde bereits von über 29 500 Sammlerinnen und Sammlern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit unterzeichnet - eine Anzahl kritischer Stimmen, die dem Staatsministerium auch in Anbetracht der Tatsache, dass eine mediale Debatte über dieses Thema gerade erst beginnt, zu denken geben sollte.

Die erste Medien-Publikation über die Sorgen der zahlreichen privaten Sammler erfolgte am 30.10. in der Magdeburger Volksstimme. Über die zahlreichen privaten Kultur- und Naturgutsammler und die Bedenken aus der Naturwissenschaft wird noch zu sprechen sein.

 

Die Steinkern.de Redaktion