Dänemark

Fossilien sammeln an der Kreideküste der Insel Møn (Dänemark)

Angeregt vom Bericht im Steinkern über Stevns Klint entschlossen meine Frau und ich uns über Ostern 2016 eine Woche in unser schönes nördliches Nachbarland zu fahren, vor allem um dort Mön´s Klint unsicher zu machen. Der Bericht ist erst dieses Jahr entstanden, aber der Ablauf der Reise ließ sich trotzdem noch einigermaßen rekonstruieren.

 

Wir begannen unsere Reise am Karfreitag. Wir entschlossen uns dazu, die Fähre von Puttgarden nach Rödby zu nehmen. Natürlich führte uns der Weg auch an Heiligenhafen und Großenbrode vorbei. Für Fossilienjäger, die gerne auf dem Strandgeröll unterwegs sind und die bis dorthin rund 700 km fahren, war das praktisch ein Muss für einen kleinen Zwischenstopp.

 

Heiligenhafen4

Abb. 1: Heiligenhafen.

 

Faehre Puttgarden Roedby

Abb. 2: Foto von der Fähre Puttgarden-Rödby.

 

Nach der Überfahrt war es dann nicht mehr weit zur Insel Mön. Wir bezogen die Ferienwohnung im größten Ort der Insel Stege. Von hier aus begannen wir unsere Streifzüge. An Möns Klint gibt es 5 Treppen und einen Abgang, sodass man vergleichsweise bequem verschiedene Stellen der Küste erreichen kann.

Die Parkgelegenheiten waren zumeist etwas entfernt, die Wege dorthin waren im Gegensatz zur Rügener Kreideküste für Fahrräder nicht gesperrt und wir hatten es vor allem auf dem Rückweg, schwer beladen mit den Schätzen der Kreideküste etwas einfacher. Ein klarer Vorteil von Möns Klint gegenüber Rügen.

Zur Orientierung findet man hier auf Seite 3 des PDF eine sehr gute Karte mit Wanderrouten in deutscher Sprache:

http://naturstyrelsen.dk/media/nst/89757/Moen_Tysk_281113_Web.pdf

Diese kostenlosen Karten von Möns Klint auch in Deutsch fanden wir praktisch an allen markanten Stellen und Parkgelegenheiten.

Am Ostersamstag begannen wir an der südlichsten Stelle von Mön´s Klint mit der Erkundung. Am Fyrvej gibt es eine gute Parkmöglichkeit. Von dort aus kann man in wenigen hundert Metern über einen Abgang (Örekulen) die Steilküste erreichen.

Das Wetter war sonnig und es gab kaum Wind, die See war ruhig. Unten angekommen, stellten wir fest, auch hier gab es Abbrüche, die es teilweise schwierig machten vorbeizukommen. Allerdings nicht in dem Ausmaß, wie wir es auf der Insel Rügen kurz zuvor gesehen hatten. Auf diesem Strandabschnitt fanden wir einige schöne Sammelstücke. So begrüßte mich bereits nach wenigen Metern im ca. 10 cm tiefen Wasser ein gut erhaltener Galerites. Auch fand ich einige wenige Belemnitenrostren und noch nicht klappernde Klappersteine. Durchaus ungewöhnlich für einen Geröllstrand war ein kleines Stückchen Bernstein, nebst einem schönen Krebsbau und einem Stück Rosa Faserkalk.

Der Weg nach Norden führte uns bis an den Treppenaufgang am Möns Klint Geo-Center, dabei ließen wir den ersten Treppenaufgang am Garyg Fald links liegen. Nun warteten stolze 600 Treppenstufen auf uns, bis wir oben angekommen waren. Eigentlich wollten wir noch weiter Richtung Norden, doch kurz hinter dem Treppenaufgang ragte die Kreide auf rund hundert Meter bis ins Wasser und eine Passage war nur mit Gummistiefeln nicht mehr zu schaffen. Für die Badehose war es deutlich zu kalt und die Anglerhose hatten wir nicht mit. Das Passieren dieser Stelle wäre auch zu gefährlich gewesen. Oben angekommen sahen wir dann auch das Geo-Center.

 

Moens Klint 1

Abb. 3

 

Moens Klint 3

Abb. 4

 

Moens Klint 4

Abb. 5

 

Moens Klint 5

Abb. 6

 

MoensKlint6

Abb. 7

 

MoensKlint7

Abb. 8

 

MoensKlint9

Abb. 9

 

Ein kurzer Besuch musste natürlich auch sein.Der Rückweg auf dem Hochuferweg, war weit anstrengender und abenteuerlicher als ich das von Rügen gewohnt war.

Hier geht es mit ein paar Bildern weiter, welche allerdings die Steilheit des Wegverlaufs nicht wirklich widerspiegeln können.

 

Hochuferweg1

Abb. 10

 

Hochuferweg2

Abb. 11

 

Hochuferweg3

Abb. 12

 

Hochuferweg4

Abb. 13

 

Am Ostersonntag führte uns der Weg zur Küste über Wiesen, auf denen auch Rinder unterwegs waren. Auch hier konnte man die Strecke bis an die Treppe Jydeleje Fald mit dem Fahrrad bewältigen. Unten angekommen, sprudelte ein kleiner Bach in Treppennähe auf das Strandgeröll. Auch auf dem Weg nach Norden Richtung Liselund konnten wir einige interessante Funde machen. Unter anderem fand ich hier den ersten klappernden Klapperstein meines Sammlerdaseins, ein weiterer kam wenige Minuten später dazu. Die allgemeinen Aussagen, dass es hier eher gelingt als auf Rügen solche Fossilien zu finden, bestätigten sich. Einige Seeigel, Korallen, Schwämme und Brachiopoden fanden sich hier. An den anderen Tagen kamen weitere hinzu.

 

Moens Klint 10 Jydeleje Fald

Abb. 14

 

Moens Klint 11

Abb. 15

 

Moens Klint 12

Abb. 16

 

Moens Klint 13

Abb. 17

 

Moens Klint 14

Abb. 18: Die Steilküste in ein gefährlicher Ort. Immer wieder kommt es zu Abbrüchen, die sich auch plötzlich und zu jeder Jahreszeit ereignen können.

 

Am Ostermontag machten wir uns von Norden her auf den Weg Richtung Geo-Center. Wir entschlossen uns an der Treppe am Röde Udfald (auch über 500 Stufen) ans Ufer zu gehen. Ein Parkplatz in ca. 1 km Entfernung war leicht zu finden. Auch hier konnte man mit dem Fahrrad quer durch den Wald in wenigen Minuten den Treppenabgang erreichen. Von dort aus führte uns der Weg nach Süden Richtung Geo-Center. Auch in diesem Bereich fanden wir frische Abbrüche, wobei ein Vorbeikommen bis kurz vors Center möglich war. Zu den üblichen Verdächtigen der Vortage hatte ich diesmal ein Stück Feuerstein mit drei Belemniten - einen solchen Fund konnte ich im Strandgeröll bisher nicht verzeichnen, der Weg in die Vitrine ist somit gesichert.

 

Moens Klint 19 Roede Udfald

Abb. 19

 

Moens Klint 20

Abb. 20

 

Moens Klint 22

Abb. 21: Steilküsten sind immer in Bewegung.

 

Moens Klint 23

Abb. 22

 

Moens Klint 24

Abb. 23

 

Alles in allem war es eine sehr schöne Zeit in Dänemark auf der Insel Mön, auch wenn keine spektakulären Funde zu verzeichnen waren, sondern eher ein typischer Querschnitt von Fossilien der Ostseeküste zusammenkam. Wir hatten gutes Wetter und haben jeden Meter genossen, den wir über das Geröll beim leisen Rauschen der Wellen gehen konnten. Wir fanden viele noch gut erhaltene, allerdings auch zahlreiche stark abgerollte Fossilien, bei denen man spekulieren muss, was es einmal gewesen sein könnte. Einige der besser erhaltenen haben wir fotografiert.

 

Beginnen wir zunächst mit einem Übersichtsfoto, um uns dann einige Funde aus der Nähe anzuschauen:

 

Uebersichtsbild

Abb. 24: Überblick über die Funde.

 

Es folgen einige Foto-Zusammenstellungen meist zusammengehöriger Fossilgruppen:

 

Funde01

Abb. 25: Einige recht große (bis knapp 8 cm) Belemniten, auch im Flint, und auch der „Dreier-Belemnit“ im Feuerstein, im linken Bildteil ein schöner Krebsbau Ophiomorpha nodosa und ein Spurenfossil. Davor ein kleines Stück Bernstein und zwei Stückchen Rosa Faserkalk, die nicht zu den Fossilien gehören. Im Vordergrund ein gut geratener Galerites vulgaris. Links oben im Bild Klappersteine mit einem Hornkieselschwamm im Innern (Plinthosella squamosa), rechts oben ein Glasschwamm (Hexactinellidae) sowie ein weiterer nicht bestimmter Schwamm(?rechts außen. Mittig dazwischen vermute ich eine eine Stachelauster (Spondylus) oder Kammmuschel (Neithea) im Feuerstein.

 

Funde02

Abb. 26: Dies sind die noch am besten erhaltenen Brachiopoden, die wir fanden, bei denen ich mir dennoch keine nähere Bestimmung zutraue. Evtl. könnte rechts im Bild Neoliothyrina obesa mit von der Partie sein. Im Flint links hat sich eventuell auch die Muschel Neithea ins Bild geschlichen. Für Zuordnungen seitens der Community wäre ich natürlich sehr dankbar.

 

Funde03

Abb. 27: Einzelkoralle "Parasmilia" excavata, lose aus der Kreide und in Feuersteinerhaltung.

 

Funde04

Abb. 28: Einige mehr oder wenige gut erhaltene Seeigel in verschiedenen Variationen, darunter Galerites vulgaris und Echinochorys sp.

 

Funde05

Abb. 29: Rechts im Bild Austern Pycnodonte vesicularis, links Ichnofossilien, davor vermutlich ein Muschelrest(?).

 

Funde06

Abb. 30: Links im Bild Orthoceren aus ordovizischen Orthocerenkalk-Geschieben. Oben im Bild könnte ein Abdruck eines Kopffüßers im Flint sein, oder auch nur eine schöne Zufallszeichnung, rechts davon ein Schwamm. Im vorderen Bereich sind jedenfalls ein Schwamm und eine fossile Muschel im Flint zu sehen.

 

Funde07

Abb. 31: Verschiedene Fundstücke, von denen die meisten fossile Schwämm sind. Der Schwamm rechts oben klappert laut und deutlich. Rechts unten ist der Gurkenschwamm Aulaxinia sulcifera zu sehen.

 

Und schließlich noch einige Einzelfotos ausgewählter Fundstücke:

 

Aulaxinia sulcifera

Abb. 32: Schwamm Aulaxina sulcifera.

 

Belemniten

Abb. 33: Belemniten, einzeln und als kleine Stufe.

 

Brachiopode

Abb. 34: Terebratulider Brachiopode, 54 mm.

 

Echinocorys

Abb. 35: Seeigel Echinocorys, 65 mm.

 

 

Galerites vulgaris

Abb. 36: Galerites vulgaris mit Schrägsicht auf die Aboralseite und in Oralanicht, 35 mm.

 

Ophiomorpha nodosa

Abb. 37: Ophiomorpha nodosa, Wohnbau eines Krebses - aus dem Paläozän, 70 x 50 mm.

 

Orthoceren

Abb. 38: Auch Orthoceren aus dem Ordovizium kann man am Strand von Mön finden. Es handelt sich hierbei um Geschiebe.

 

Parasmilia excavata Feuersteinerhaltung

Abb. 39: Zurück bei den Fossilien der Kreide: Detailansicht einer Einzelkoralle ("Parasmilia" excavata) mir anhaftendem Flint., 36 mm.

 

Parsmilia excavata Kreideerhaltung

Abb. 40: Weitere Einzelkoralle aus der weichen Schreibkreide, 30 mm.

 

Pycnodonte vesicularis

Abb. 41: Zuletzt noch einer der auch von Rügen gut bekannten Klassiker (siehe den Steinkern-Artikel "Pycnodonte vesicularis aus der Rügener Schreibkreide"Pycnodonte vesicularis aus der Rügener Schreibkreide"): die Auster Pycnodonte vesicularis, 85 mm.

 

Vielleicht trägt die Vorstellung dazu bei, dem ein oder anderen Lust auf „Meer“ und Lust auf Møn zu machen?

 

Michael Brenner

 


 

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