Kreide

Belegstücke vom Kurzbesuch einer Klassischen Fundstelle: Resse

Die Tongrube Resse war schon häufig Gegenstand von Publikationen, zuletzt der Sonderausgabe  des Arbeitskreises Paläontologie Hannover mit dem Titel "Fossilien aus dem Oberhauterive der Tongrube Resse". Die Lektüre dieses hauptsächlich von Udo Frerichs und Christian Schneider erstellten Heftes ist im Übrigen jedem, der sich für die Unterkreide interessiert unbedingt zu empfehlen!
Informationen zum Bezug des Sonderheftes sind auf http://www.ap-h.de/sonderhefte.html nachzulesen.

Auch im Steinkern.de Forum finden angemeldete Benutzer einen umfangreichen Beitrag mit Funden aus der Tongrube in Schichten des Hauteriviums (Unterkreide) vor:
http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=4346

Weitere Informationen liefern die Steinkern.de Homepagebeiträge
Nungesser, K. (2008): Mikrofossilien aus den Aegocrioceras-Schichten der Tongrube Resse/Niedersachsen
Buschschlüter, U. (2005): Die Tongrube Resse

Wegen der vielen verfügbaren Quellen zum Thema Resse kann sich der vorliegende Beitrag auf die Vorstellung einiger Belegstücke, die ich Ende April 2010 in Resse auf dem Geodenklopfplatz und in der Tongrube selbst sammeln konnte, beschränken.

Das Ziegelwerk Hainholz stellte wegen Unwirtschaftlichkeit Ende 2007 den Abbau in der Grube Resse ein. Entsprechend haben sich auch die Fundmöglichkeiten für Sammler in den letzten Jahren sukzessive verschlechtert. Die fossilhaltigen Geodenlagen wurden systematisch ausgebeutet, wie sich auf den Abb. 1-3 nachvollziehen lässt.
Dabei wurden teilweise unter Maschineneinsatz Bohrungen durchgeführt um auf einzelne Geoden bzw. Geodennester zu stoßen um diese anschließend gezielt ausgraben zu können. Diese Arbeitsweise führte dazu, dass Neufunde ammonitenhältiger Geoden inzwischen nur noch unter äußerst erschwerten Bedingungen bzw. mit einigem Glück möglich sind.

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Abb. 1: Gesamtansicht der Tongrube Resse im April 2010. Die Schurfgräben kennzeichnen die Lage der fundträchtigen Geodenlagen.

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Abb. 2: Trotz sukzessiver kleiner Rutschungen sind die systematischen Abgrabungen der Geodenlagen noch gut erkennbar.

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Abb. 3:  Dieses Bild zeigt erbohrte und dann an Ort und Stelle zerschlagene Geoden in der Tongrube Resse. In den letzten Jahren des Abbaus hatte der Betreiber darum gebeten, Geoden auf einem zentralen Klopfplatz abzuelegen und dort zu zerschlagen. Dieser Bitte hatten Sammler erfreulicherweise zumindest bis zur Einstellung des Abbaus auch fleißig Folge geleistet.

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Abb. 4: Der maßgebliche Teil des Klopfplatzes befindet sich an der Grubenzufahrt. Ebenfalls viele Geoden wurden aber auch im Bereich dieses Haufens mit Ziegelschutt (zur Wegbefestigung), zerklopft. Die Reste können immer noch Fossilien bergen.

Ich besuchte die Tongrube Resse, wie eingangs erwähnt, Ende April 2010 auf der Durchreise, ohne große Hoffnung auf Funde. Bei gutem Wetter konnte ich in einem Zeitfenster von etwa zwei Stunden, die von einer ganzen Anzahl weiterer Sammler bevölkerten Hänge, ablaufen, einige Fotos dieser "Klassischen Fundstelle" machen und dann noch in den Geodenresten mein Glück versuchen.
Das Ablaufen der zum Zeitpunkt meines Besuchs ziemlich ausgetrockneten Hänge erbrachte fast ausschließlich Funde von Rostren des Belemniten Hibolithes jaculoides (Abb. 8) und war ansonsten im Besuchszeitpunkt wenig ergiebig.
In der Hoffnung auf den Fund eines Belegstücks des "Charakterfossils" der Tongrube - eines Aegocrioceraten - beschäftigte ich mich dann in der zweiten Stunde mit den Geoden-Klopfplätzen. Fragmente von unglücklich gespaltenen Aegocricoeraten waren dort häufig zu erkennen. Auf Verdacht nahm ich eine Geode mit einem offensichtlich eingedrückten und deswegen von anderen Sammlern zurückgelassenen Aegocrioceras mit. Von der Geodeninnenseite her präpariert, ließ sich noch ein für mich als Erstfund äußerst respektables Belegstück daraus machen. Dazu wurde der Ammonit von der eingedrückten Seite mit einer Mischung aus Moltofill und Gesteinsmehl unterfüttert und von der Gegenseite mit dem Druckluftstichel bis nah an die Rippen freigestichelt. Weiter ging es mit dem Sandstrahler und punktuelle Fehlstellen wurden mit Akemie aufgefüllt. Das Ergebnis nach dem Behandeln mit Rember Steinpflegemittel zeigt Abb. 5.

Der heteromorphe Ammonit auf Abb. 6 ragte ein klein wenig aus einem Geodensplitter heraus und erwies sich bei der Präparation als besser als zunächst von mir vermutet.

Den Ammoniten von Abb. 7 fand ich in einem "üblen" Querbruch. Was ich im Fundort nicht bemerkte: Leider war ein Teil der Außenwindung ebenfalls weggesplittert. Dies stellte ich erst bei der Präparation fest, als auf einmal ein Loch auftauchte. Trotzdessen ist ein interessantes Belegexemplar daraus geworden. Die meisten Stücke mit einem solchen Versatz werden wohl nicht fertig präpariert, jedenfalls sah ich sie kaum in den einschlägigen Veröffentlichungen. In dem Fall macht es den Fund aus meiner Sicht aber doch recht interessant. Auch zeigt es, die Fragilität dieser entrollten Gehäuse.


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Abb. 5: 65 mm großes Aegocrioceras sp. mit Restgeode als Standsockel.

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Abb. 6: 43 mm messendes Aegocrioceras sp.

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Abb. 7: Aegocrioceras sp. mit Versatz - die Außenwindung liegt tiefer, Größe: 55 mm.

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Abb. 8: Überwiegend unvollständige Rostren des Belemniten Hibolithes jaculoides. Das längste Exemplar misst 57 mm.

Fazit
Der Besuch mit Geologenhammer und Sonntagsschuhwerk in der Tongrube Resse war sehr interessant und erbrachte - nach fundorttypisch recht langwieriger Präparation - einige brauchbare Belegstücke. Schade, dass die "fetten Jahre" der Tongrube vorbei sind. Nichtsdestotrotz kann ich mir vorstellen, dass noch der ein oder andere schöne Fund zum Vorschein kommen wird. Wenn das Sammeln weiter wie bisher geduldet wird, werde ich vielleicht noch einmal vorbeischauen ... vielleicht lassen sich die bisherigen Funde noch toppen - und sei es nur in den Geodenhaufen.

Hinweis
Es empfiehlt sich vor dem Besuch bei Herrn Bodnariuk in Langenhagen auf dem Werksgelände eine Genehmigung zu erbitten.

Sönke Simonsen