Unterer Jura

"Vom Grabräuber zum Grabschänder" - Ammoniten-Gräber von der Eierberge-Baustelle

Über die Fossil-Funde aus den Tunneln Eierberge, Kulch und Lichtenholz der ICE-Neubaustrecke wurde mittlerweile schon auf diversen verschiedenen Seiten im Netz berichtet. So auch hier im Steinkern, nichtsdestotrotz will ich hier noch einige meiner Funde unter einem speziellen Aspekt beisteuern.

Nachdem wir eine Genehmigung von der Bundesbahn bekommen haben, wurden wir von der Bahn-Geologin an allen 3 Bauleitungen vorgestellt und durften sogar mit Fahrzeugen die Baustellen befahren. Leider kam auch für uns an der Halde des Tunnels Eierberge recht schnell ein Begehungsverbot, da zu viele Sammler, Spaziergänger und Neugierige sich nicht an die Sicherheitsbestimmungen hielten. An der Halde der Tunnel Kulch und Lichtenholz konnte jedoch unter Auflagen ohne Schwierigkeiten gesammelt werden, genauso verhielt es sich im Einschnitt Zilgendorf. Dort konnte über 2 Jahre hinweg direkt an den Schichten gesammelt werden, die sammelgünstig treppenartig abgebaut wurden und meist noch 2-3 Tage offen lagen, bevor sie mit Grobschotter verbaut wurden. Um nicht nochmal ein Begehungsverbot zu riskieren, wurden wir angemahnt vor dem Ende der Erdarbeiten nichts in die Öffentlichkeit zu tragen. So kam es, dass sich im Einschnitt Zilgendorf - obwohl weithin sichtbar - nur wenige Sammler aufgehalten haben. In den obersten Bereichen des Einschnitts konnten vereinzelt Pleuroceraten gefunden werden, deren Erhaltung aber meist schlecht bis miserabel war. Im nördlichen Teil des Einschnittes stand der untere Lias Delta an, der grob gesagt 4 stark fossilführende Schichten enthielt, die einen Bereich von 1,5 bis 2 m ausmachten. Freilich konnten im gesamten Bereich  Fossilien geborgen werden, aber die Fundhäufung in diesen 4 Schichten war auffallend. Diese Schichten zogen sich langsam von Nord bis knapp über die Sohle des Einschnitts im Süden zum Tunneleingang Kulch und wohl auch durch den gesamten Tunnel, denn auch auf der Halde Kulch waren diese fossilführenden Schichten zu finden. An den besagten 4 Schichten, die dem Lias Delta angehören und der Apyrenum-Zone zugerechnet werden, waren zuoberst vorallem graue Knollen mit einzelnen, oft sehr gut erhaltenen, schalentragenden Amaltheen vorzufinden. Etwas tiefer waren dann graue Knollen mit Einzel-Ammoniten und auch sehr häufig Ammonitengräber anzutreffen. Wiederum tiefer fanden sich größere, unförmige, graue bis dunkelgraue Knollen, meist mit mehreren, sehr gut erhaltenen Ammoniten, die sich wunderbar als Stufen bearbeiten ließen. Zuletzt kamen noch große, braunbeige Knollen mit vielen, aber immer irgendwie verdrückten, teils mit Calzit verfüllten Rissen, teils schlecht erhaltenen Ammoniten, vor. Aus dieser Lage konnte ich über die gesamten 2 Jahre nur wenige Einzelstücke bergen, weswegen ich mich - wie auch die anderen Sammler - sehr schnell auf die darüberliegenden Schichten konzentrierte.

Da Ammonitengräber in den Sammlungen immer etwas Besonderes darstellen, will ich hier vor allem solche Funde zeigen. Der Titel "Vom Grabräuber zum Grabschänder" bezieht sich auf das Präparieren eben dieser Gräber. Bei einem Einzelfund eines Grabes wäre man wohl mit größter Sorgfalt ans Werk gegangen, hätte jeden einzelnen Ammoniten zu erhalten versucht und sei er noch so klein. Bei der Masse an Gräbern jedoch, wurde oftmals auf der Suche nach größeren Ammoniten, der eine oder andere kleine Ammonit ohne Rücksicht auf Verluste weggestichelt. Auch viele, noch im Gestein verborgene Ammoniten wurden bei der Suche oft so stark angekratzt, das Rettungsmaßnahmen unterblieben, in der Hoffnung unter jedem zerstörten Ammoniten einen noch besseren, schöneren und größeren zu finden. Wenn sich dann die verfolgte große Außenwindung nur als ein kümmerlicher Rest entpuppt, ist die Enttäuschung groß und man ärgert sich darüber, dass der kleinere, aber im Nachhinein schönere Ammonit der Grabgemeinschaft für immer entrissen wurde. Ich kann nicht sagen, wie oft ich mir meine nicht vorhandenen Haare gerauft habe, aber lassen wir das...

Bei vielen Stücken wäre es für die Optik angebracht, die Matrix zwischen den Ammoniten mit dem Stichel einzuebnen. Dies werde ich wohl meist noch nachholen, weil es aber so zeitaufwendig ist, wurden die Stücke ersteinmal nur herausgestichelt, um zu sehen was für die Sammlung taugt und was nicht. Entschieden wird dies frei nach dem Motto: "Die Guten ins Töpfchen - die Schlechten ins Kröpfchen". Bei 30 Obststeigen nur mit Gräbern war dies für mich die beste Option, denn ich habe ja aus den anderen Lagen auch noch jede Menge Material auf "Halde" liegen.

Danken möchte ich Ralf Walter für das "Besorgen" der Sammelgenehmigung bei der Bundesbahn, der DB-Geologin dafür, dass sie ihre Zeit für uns geopfert hat, sowie den Bagger-, Raupen-, Walzen- und LKW-Fahrern für ihr Verständnis uns gegenüber.

So, nun wünsche ich viel Spaß beim Betrachten der Bilder!

 

Alle Funde und Bilder: F. Lang

 

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Treppenförmiger, sammlerfreundlicher Abbau im Zilgendorfer Einschnitt. Im Hintergrund schon mit Grobschotter angeböscht.


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Eingeglättete Matrix, sieht doch gleich besser aus...

 

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Das Glätten der Matrix kostet Zeit, aber es lohnt sich.

 

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Grab aus oberflächennaher Knolle.

 

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Angewittertes, da oberflächennah gelagertes Grab.

 

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