Splitteriger Bernstein aus norddeutschen Kiesgruben

Dieses Forum ist unser Austauschplatz für Bernstein- und Kopalsammler.

Moderator: boborit

Antworten
Benutzeravatar
RonnyNisz
Mitglied
Beiträge: 331
Registriert: Samstag 28. Januar 2006, 23:31
Wohnort: Güster bei Mölln/Ratzeburg

Splitteriger Bernstein aus norddeutschen Kiesgruben

Beitrag von RonnyNisz » Freitag 17. Februar 2012, 00:05

Liebe Sammlerkollegen,

wer die Rahmenbedingungen kennt, kann in einigen norddeutschen Kiesgruben durchaus erfolgreich nach Bernstein schürfen.

In meiner "Stammgrube" kommen mir immer wieder Stücke unter, die sich mit dem Daumennagel oder den Zähnen splittern lassen. Ist das dann noch echter Bernstein, also Succinit? Oder ist das dann jüngeren Datums? Oder hat die glaziale Verschiebung in Verbindung mit der jahrtausendelangen Lagerung im Sand den Bernstein mürbe gemacht?

Ich habe dazu nichts erhellendes finden können. Ca. 10 % meiner Funde fallen unter diese Kategorie. Kann mich jemand schlau machen?

Gruß und gut Fund,

Ronny
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

Benutzeravatar
Tapir
Redakteur
Beiträge: 9946
Registriert: Dienstag 12. Februar 2008, 10:45
Wohnort: Rostock

Beitrag von Tapir » Freitag 17. Februar 2012, 07:15

Zeige mal bitte Bilder dazu!
Glück auf!

Johannes Kalbe

---------------
Disclaimer: Die Beiträge können Spuren von Ironie, Fiktion, Laienmeinung oder persönlicher Einschätzung enthalten, ohne dass dies textlich oder durch bunte Kleckse kenntlich gemacht wird. Bitte gleichen Sie den entsprechenden Beitrag immer mit anderen Ihnen zugänglichen, thematisch verwandten Quellen ab.
---------------
Neudeutsch 2.0: VERSTIMMUNGSKANONE (Subst. fem.): Hingebungsvoll Unmut verbreitende Person

Benutzeravatar
Jens K.
Mitglied
Beiträge: 1593
Registriert: Dienstag 13. November 2007, 18:06
Wohnort: Greifswald; Porrentruy
Kontaktdaten:

Beitrag von Jens K. » Freitag 17. Februar 2012, 09:42

Hallo,

ich vermute, dass es ein Verwitterungseffekt ist. Bernstein neigt zum oxidieren und zur Krustenbildung. Es kann durchaus sein, dass er in einigen sandigen Lagen stärker zur Verwitterung neigt als in anderen. Die Kruste ist dann porös und splittrig. Hatte mal nen grösseres Bernsteinstück auf einem Lesesteinhaufen gefunden, wo die Kruste einige Millimeter ausmachte und erst darunter das "gesunde" Material kam.

Fotos zur Veranschaulichung wären aber gut, kann aber von meinem Exemplar nichts zeigen, da es weit, weit weg liegt (Problem unterschiedlicher Wohnungen;-).

PS: Es könnte durchaus sein, dass das Verwitterungsprodukt des Harzes auch chemisch verändert ist, somit also auch kein reines Succinit mehr. Aber habe dazu keine Infos, noch mir bislang diese Frage gestellt;-) Vielleicht weiss ja einer unserer Chemiker mehr.

lg,
Jens

Benutzeravatar
RonnyNisz
Mitglied
Beiträge: 331
Registriert: Samstag 28. Januar 2006, 23:31
Wohnort: Güster bei Mölln/Ratzeburg

Beitrag von RonnyNisz » Freitag 17. Februar 2012, 10:48

Eine genauere Sichtung meiner Funde ergab, das offensichtlich ein deutlich kleinerer Prozentsatz betroffen ist als ursprünglich gedacht. Ich bin ja auch nicht ständig dabei, meine Bernsteinfunde zu zerkrümeln...

Beobachtet habe ich dieses Phänomen nur bei der rötlich-braunen Bernsteinvariante. Diese in Fundsituation oft dreckigen Stücke sind kaum von Sprockholzbrocken zu unterscheiden. Da die Sprockholzbröckchen aber brechen, habe ich das öfter als Schnelltest angewandt. Um so größer mein Erstaunen, das ich ab und an dabei auch Bernsteinstücke zerbröselte.

Meine Bernsteine aus Kiesgruben kommen oft ohne Verwitterungsrinde daher, einige aber eben doch. Die Variante mit Verwitterungsrinde wird wohl auch seltener gefunden, weil unscheinbarer und eher mit dem Sprockholz zu verwechseln.

Gruß Ronny

Bild folgt, muss ich noch weiter runterrechnen
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

Benutzeravatar
RonnyNisz
Mitglied
Beiträge: 331
Registriert: Samstag 28. Januar 2006, 23:31
Wohnort: Güster bei Mölln/Ratzeburg

Beitrag von RonnyNisz » Freitag 17. Februar 2012, 10:52

Ich hoffe, das Bild ist nun klein genug
Dateianhänge
a Splitteriger Bernstein Ausschnitt_Rezsd.jpg
a Splitteriger Bernstein Ausschnitt_Rezsd.jpg (40.12 KiB) 43117 mal betrachtet
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

Benutzeravatar
Jens K.
Mitglied
Beiträge: 1593
Registriert: Dienstag 13. November 2007, 18:06
Wohnort: Greifswald; Porrentruy
Kontaktdaten:

Beitrag von Jens K. » Freitag 17. Februar 2012, 11:00

Hi Ronny,

noch eine kleine Anmerkung zu den Farben. Rote und braune Bernsteine (baltischer) bedeuten, dass die Stücke stark oxidiert sind. Ursprünglich können diese durchaus mal gelb oder honigfarben gewesen sein.

Es ist auch auffällig das Bernsteinfunde als Grabbeigaben meist sehr stark oxidiert und rot sind, offensichtlich bekommt den Bernsteinen der Aufenthalt im sandigen, gut durchlüfteten Ackerboden nicht.

Bei den Bitterfelder Bernsteinen sind mir auch poröse Exemplare aufgefallen, die aber anscheinend primär porös waren. Denke dass hier das Harz sehr lufthaltig und schaumig war. Ursache unbekannt.
Generell spielt die im Harz eingeschlossene Luft eine grosse Rolle, da sie die Färbung des Bernsteins beeinflusst. Gelb und undurchsichtig ist ein moderater Gasblasengehalt, weisse Bernsteine enthalten mehr Luft, Klare nur noch ganz wenig.
Überhaupt wurden die Bernsteine auch erst klar, als sie seinerzeit durch die Sonne aufgeheizt wurden und im Harz eingeschlossene Luft entweichen konnte. Damals war das Harz ja noch weich. Grosse Bernsteinklumpen sind daher eigentlich primär meist nicht durchsichtig. Eine Behandlung im Autoklaven mit ordentlich Temperatur macht sie aber dann schön durchsichtig, aber das ist ein anderes Thema;-)

lg,
Jens

amberhagen
Mitglied
Beiträge: 2
Registriert: Samstag 3. Oktober 2015, 10:34

Re: Splitteriger Bernstein aus norddeutschen Kiesgruben

Beitrag von amberhagen » Samstag 3. Oktober 2015, 11:49

Habe selbst in Kiesgrube solch Steine gefunden-mit Sicherheit waren sie zu lange der "Luft" ausgesetzt.
Habe einen, der wie ein Ei aussieht. Oben die Schale abgepult. Nur eben das die Schale - Kruste, etwa 1mm stark ist.
Das Ei-Innere dann wie poliert und sanft leuchtend.

Nordnugget
Mitglied
Beiträge: 70
Registriert: Montag 25. Juni 2012, 17:28

Re: Splitteriger Bernstein aus norddeutschen Kiesgruben

Beitrag von Nordnugget » Dienstag 10. November 2015, 00:13

Hi Ronny, viele Grüße aus Australien.
Mir ist das gleiche aufgefallen, aber ändert sich der Prozentsatz der betroffenen Stücke mit zunehmender Abbautiefe.
Als eine neue Grube erschlossen wurde, hatte ich in den ersten 5 Metern nur solch stark verwitterten Bernstein.
Weiter unter ist es dann wieder die normale gewohnt gute Qualität.
Es muss mit der Höhe des Grundwasserspiegels und dem damit verbundenen Sauerstoff abschluss zusammen hängen.

Viele Grüße Jens

Benutzeravatar
RonnyNisz
Mitglied
Beiträge: 331
Registriert: Samstag 28. Januar 2006, 23:31
Wohnort: Güster bei Mölln/Ratzeburg

Re: Splitteriger Bernstein aus norddeutschen Kiesgruben

Beitrag von RonnyNisz » Sonntag 22. November 2015, 23:30

Hi Jens,
das könnte hinkommen. in "meiner" Grube wird ca. 10 m tief abgebaut, Schwimmbaggerverfahren. Die obere Erdschicht ist vielleicht 40 cm mächtig, wir abgeschoben, dann kommt der abgebaute Sand. Durch das Nassbaggern gerät natürlich alles durcheinander.
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

Kreidefan
Mitglied
Beiträge: 442
Registriert: Samstag 27. Januar 2007, 14:52
Wohnort: Dunedin, NZ + Potsdam
Kontaktdaten:

Re: Splitteriger Bernstein aus norddeutschen Kiesgruben

Beitrag von Kreidefan » Sonntag 5. Juni 2016, 09:58

Moin,

das kann neben mechanischer Beanspruchung durch den Abbau und Verwitterung auch einfach an einer nicht ausreichenden Polymerisierung des betreffenden Bernsteins liegen bei seiner Entstehung. Solche Erscheinungen sind z.B. beim Kauri - Bernstein anzutreffen, den ich letztes Jahr in Neuseeland untersucht habe.

Beste Grüße, Jan

Nordnugget
Mitglied
Beiträge: 70
Registriert: Montag 25. Juni 2012, 17:28

Re: Splitteriger Bernstein aus norddeutschen Kiesgruben

Beitrag von Nordnugget » Dienstag 14. Juni 2016, 23:43

Hi Kreidefan,
Ich denke wenn die Steine nicht ausreichend polymerisiert währen, während sie durch die Umlagerung vom "Bernsteinwald" zum jetzigen Fundort zerstört worden oder ?
Der Kauri Gum befindet sich doch noch am Entstehungsort oder?
Viele Grüße Jens

Kreidefan
Mitglied
Beiträge: 442
Registriert: Samstag 27. Januar 2007, 14:52
Wohnort: Dunedin, NZ + Potsdam
Kontaktdaten:

Re: Splitteriger Bernstein aus norddeutschen Kiesgruben

Beitrag von Kreidefan » Sonntag 19. Juni 2016, 17:38

Moin Jens,

nicht immer - einiges liegt noch im "Bernsteinwald", anderes wurde durch Flüsse und Gletscher (Antarktis-Vereisung) transportiert. Selbst starke Faltung in Kohleschichten konnte die Stücke nicht auseinander reissen.

Beste Grüße, Jan

Antworten

Zurück zu „Bernstein & Kopal“