Steinkern-Exkursion in den Weißjura der Fränkischen Schweiz vom 3. bis 5. Juli 2009

Am 3. Juli 2009 startete die erste geführte Steinkern-Exkursion mit einem Grillabend im Gasthof Schlehenmühle, der uns während der Exkursion als Unterkunft diente (http://www.gasthof-schlehenmuehle.de). Für die 15 Teilnehmer stand der Weißjura der fränkischen Schweiz auf dem Programm, organisiert und geführt wurde die Exkursion von Andreas Martin.

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Ein gemütlicher Grillabend mit hervorragendem Faßbier leutete die Exkursion ein.


Der Weißjura ist in Franken an vielen natürlichen sowie künstlichen Aufschlüssen zugänglich und bietet somit ideale Bedingungen für das Studium der verschiedenen Faziesräume. Die Aufschlüsse Drügendorf, Ludwag und Gräfenberg boten Einblick in die nördliche fränkische Fazies (Schwäbisch-Fränkische Becken), die Riff-Fazies (Ludwager Bucht, Würgau-Görauer Riffareal) und die südliche fränkische Fazies ("Kalkbecken", Gräfenberg-Hartmannshof-Folge). Dank hervorragender Aufschlussverhältnisse und dem Entgegenkommen der Steinbruchbesitzer, welche uns die Betretungserlaubnis für die Exkursionsziele gaben, konnten an allen Orten zahlreiche Fossilien geborgen werden.

1. Tag - Steinbruch Drügendorf
Der Steinbruch Drügendorf ist bereits seit Jahren unter Fossiliensammlern bekannt, nicht zuletzt wegen der Ammonitenseife des unteren Malm Gamma 1 (Polygyratus-Subzone). Trotz extremer Temperaturen bei schwül-heißer Witterung war es uns möglich an einer speziel für die Exkursion vorbereiteten Stelle die Ammonitenseife zu ergraben. Somit kamen auch zahlreiche schöne Funde zutage.

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Trotz großer Hitze wurde in der "Ammonitenseife" teils kräftig gearbeitet.

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Der verdiente Lohn: Einer der seltenen Onychiten (Fanghaken eines Belemniten) in hervorragender Erhalltung...

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...und ein großer Lithacosphinctes evolutus, sowie zahlreiche Ammoniten hauptsächlich der Art Orthosphinctes polygyratus. (Funde: Werner Heinitz)

Bei der anschließenden Führung durch den Steinbruch lernten die Teilnehmer zudem die Schichten des mittleren und oberen Gamma 1 sowie des Gamma 2 mit den jeweiligen Leitammoniten kennen.

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Blick auf das Steinbruchgelände mit der Grubensohle im Malm Alpha, den Werkkalken des Malm Beta auf der gegenüberliegenden Seite und den darauf aufsitzenden Mergeln des Malm Gamma 1 bis 2.

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Eine kleine Rarität stellt dieser Cymaceras sp. dar, der vermutlich aus den Platynota-Mergeln der Desmoides-Subzone (mittlerer Gamma 1) stammt. Besten Dank an Heiko Spieß, der mir diesen Fund überlassen hat!


2. Tag - Würgau-Görauer Riffareal
Das Würgau-Görauer Riff ist an zahlreichen Naturaufschlüssen zugänglich. Zudem bietet der alte Steinbruch bei Ludwag hervorragende Möglichkeiten den Übergang der Riff-Fazies in die Schichtfazies der Ludwager Bucht zu studieren. Der Tag startete am Gasthof Schlehenmühle mit starken und lang anhaltenden Regenfällen. Wir hatten jedoch Glück und kamen bei unserem ersten Aufschluss bei idealen Sammelnbedingungen an. Die Naturaufschlüsse in der Region um Ludwag bieten hervorragende Möglichkeiten zum Sammeln der zahlreichen Kleinfauna. Grabungsaktionen sind dort weder möglich noch nötig. Mit der "Nase am Boden" fanden alle Teilnehmer in kürzester Zeit reichlich Brachiopoden, Seeigelstachel, Ammoniten, Schwämme und teilweise handliche Faziesstufen mit den verschiedensten Fossilien. Auch konnte am Ende des Tages der Fund von zwei Seeigeln vermeldet werden, was eine kleine Besonderheit darstellt.

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Bei optimalem Wetter und vorherigen Regenfällen herrschten sehr gute Fundbedingungen an unseren Riff-Fundstellen. Die Funde brauchte man nur aufsammeln.

Nach dem Besuch der Naturaufschlüsse ging es in den alten und seit vielen Jahren offen gelassenen Steinbruch bei Ludwag. Die Natur hat diesen Steinbruch mittlerweile zurückerobert und in eine einzigartige Landschaft verwandelt. Abgesehen von der Schönheit der Natur bietet der Bruch auch für geologisch und paläontologisch Interessierte einige Highlights. Die Riffkuppen der Nordwand mit überlagernder Schichtfazies, sowie der Übergang in den Frankendolomit, verbunden mit Fundmöglichkeiten der typischen Riff-Fauna wussten die Teilnehmer zu begeistern.

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Der offen gelassene Steinbruch bei Ludwag beeindruckt durch die Schönheit der Natur...

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... und durch seine dolomitisierten Schwammriffkuppen auf der Nordwand gleichermaßen.

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Unter den Riffkuppen steht ring um den Teich die Schichtfazies mit Reichlich Riffschutt an.

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Links ein für Ludwager Verhältnise gut erhaltener Ataxioceras sp., rechts eine wohlgenährte Brachiopode mit über 5cm Durchmesser. (Funde: Tom Schmidt, Heiko Spieß)


3. Tag - Gräfenberg
Zum Abschluss der Tour wartete mit Gräfenberg noch ein kleines Highlight auf die Teilnehmer. Der Steinbruch ist aufgrund seiner durch das Mineral Glaukonit grün gefärbten Ammoniten in Sammlerkreisen bekannt geworden. Bei hervorragendem Wetter und optimalen Fundbedingungen kamen so noch einmal beeindruckende Funde zutage.

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Blick auf die Grubensohle im Malm Beta, der ersten Abbaustufe im Malm Gamma 1 und der großen Steinbruchwand, die bis hoch in den Malm Delta reicht.

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Ein hervorragend erhaltener "Grünling" der Art Lithacosphintes stromeri mit ca. 12cm Durchmesser. (Fund: Ernst Wöbbeking)

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Die Ausbeute war reichlich. Hier sticht ein perfekt erhaltener Lithacosphinctes sp. mit ca 25cm heraus.

Nach einer Führung durch den Malm Gamma 1 und der Beschreibung der Schichtfolgen und der wichtigsten Fossilfunde, endete die Exkursion gegen Nachmittag. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Teilnehmern herzlich bedanken. Es war ein klasse Team und wir hatten viel Spaß miteinander. Ich hoffe wir sehen uns demnächst wieder in Franken. Selbstverständlich gilt der Dank insbesondere auch den Steinbruchbesitzern, die uns den Zugang zu den einzigartigen Fundstellen ermöglichten.