Geologie am Wegesrand in Schweden: Der Siljan-See

Auf einer Rundreise durch Skandinavien haben wir einige interessante Aufschlüsse besucht, die ich in einer kleinen Reihe vorstellen möchte. Da es kaum deutsch- oder englischsprachige Literatur über die Geologie "am Wegesrand" für diese Länder gibt, möchte ich hier ein paar Anregungen für besuchenswerte geologisch-paläontologische Sehenswürdigkeiten geben.  

In Mittel- und Nordschweden sind fossilreiche Sedimente selten. Am verbreitesten sind präkambrische Gesteine, die bereits stark metamorph verändert wurden und keine Fossilien enthalten. Oft anzutreffen sind farbige Granite:

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Der Siljan-See in Mittelschweden ist aus mehreren Gründen interessant. Der See wurde vor etwa 360 Millionen Jahren von einem gewaltigen Meteoriteneinschlag geformt. Der Krater wurde zwar wieder aufgefüllt, aber die Erosion durch die Gletscher der Eiszeit konnte diese neueren Sedimente leichter erodieren als die härteren umgebenden Gesteine. Aus diesem Grund ist die Einschlagstruktur heutzutage wieder sichtbar. Link zu Google-Maps

 

Siljan

Das Bild stammt aus Wikipedia-Commons (https://en.wikipedia.org/wiki/File:Siljan_WorldWind.jpg)

 

Der Krater hat einen Durchmesser von etwa 50 Kilometern und ist damit die größte bekannte Impaktstruktur in Europa. Im Krater sind fossilführende Sedimente des Silurs und des Ordoviziums erhalten. In weitem Umkreis gibt es sonst nur fossilleere präkambrische Gesteine.

 

Hier in Mittelschweden sind die Bäume wieder etwas höhrer als im Taigawald weiter nördlich und es ist wärmer als nördlich des Polarkreises. Auf der Fahrt von Kiruna hierher hatten wir meistens Regen, aber am Siljan-See war das Wetter besser.

 

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Am Südufer des Sees liegt die kleine Stadt Rättvik. In der Bücherei (Rättvik's Cultural Centre, Storgatan 2) gibt es eine kleine Ausstellung zur Geologie des Sees und auch zu den lokalen Fossilien. Es ist zwar alles nur in schwedischer Sprache beschriftet, aber man findet sich zurecht.

 

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Am Seeufer in Rättvik direkt hinter der Touristeninformation kann man den Kraterwall ganz gut erkennen:

 

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Ein paar Kilometer außerhalb von Rättvik liegt ein alter Steinbruch, der sehr schön die vom Einschlag steil gestellten Sedimente zeigt. Leider ist das Fossilien sammeln verboten. GPS-Position: 60°56'12.08"N/15° 4'33.83"E. Der Ort ist mit "Amtjärnsbrottet" ausgeschildert. In der Wendeschleife direkt außerhalb des Steinbruchs kann man gut parken.

 

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Der Steinbruch liegt etwas versteckt im Wald und bei der Anfahrt mit dem Wohnmobil war das letzte Stück Wegstrecke etwas eng, es ging aber. Da es viele Wasserflächen in der Umgebung gibt, ist ein Mückenspray zu empfehlen.

 

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Der Schutt am Fuß der Wand besteht größtenteils aus Crinoidenstielgliedern.

 

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Beim Blick nach oben sieht man wie dicht die Stilglieder in einigen Schichten vorkommen:

 

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Unglaublich, das diese Sedimentpakete innerhalb von Sekunden senkrecht gestellt wurden!

 

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Weiter entlang der Wand sind die Sedimente rötlicher, auch hier sind die Stielglieder fast gesteinsbildend.

 

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Auch Trilobitenreste sind zahlreich im Gestein enthalten:

 

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Ich vermute, dass es um den See herum noch weitere interessante Aufschlüsse gibt. Leider hat unser Zeitplan nur einen kurzen Stop erlaubt.

Die komplexe Geologie des Kraters wird in dem folgenden englischsprachigen PDF gut erklärt:

Link

 

Über Hinweise auf Literatur oder Fossilfunde vom Siljan würde ich mich sehr freuen.

 

Thomas Magiera